Schwarzer Nebel hat geschrieben:oh, du fährst nach hiddensee bei ohne strom ?
das könnte fast romantisch werden. alles mit kerzen oder bengalfackeln beleuchtet und gekocht wird überm offenen feuer ...
Das wär doch mal was
Aber nein, es geht nach Dänemark.
In vielen Situationen sind schlagfertige Antworten eine todsichere Rettung -
wenn man darauf verzichtet.
Valfadir hat geschrieben:nochmal was zum Stromausfall:
Störung im Seekabel verursacht Stromausfall
Hiddensee/Rostock (dpa) Durch eine Störung im Seekabel ist auf der Insel Hiddensee in der Nacht zu heute der Strom ausgefallen. Der Fehler trat gegen 1.30 Uhr auf, derzeit werde die Fehlerquelle gesucht, sagte der Sprecher des Energieversorgers Eon-edis, Michael Elsholtz, heute in Rostock. Die Gemeinde Vitte werde inzwischen über Notstromaggregat versorgt.
Noch am Vormittag soll ein größeres Notstromaggregat installiert werden. Damit könnten dann 70 Prozent der insgesamt 600 Haushalte wieder versorgt werden.
Das Seekabel verläuft zwischen den Inseln Rügen und Hiddensee. Die Ursache für den Stromausfall ist unklar.
Und ich wunder mich schon, warum es kein aktuelles Bild mehr von den Webcams auf der Insel gibt. Erklärt ja einiges.
Liebes Segelöhrchen,
ich wünsche Dir einen wirklich phänomänalen Urlaub. Wird schwer ohne die aktuellen News aber erhohl dich mal ganz dolle und komm frisch vergnügt zu uns zurück
LG. Euridice
"Nur wer Schmetterlinge lachen hört, weiß wie Wolken schmecken." (Novalis)
Ja, ich gönns ihr auch ganz dolle, musste ja lange warten, unsre Kleine. Ich freu mich für sie. hat uns viele Tips gegeben für unsren gewonnenen Rügenurlaub, na mal sehen, werden es angehen in 14 Tagen und die Tips von unsrer Lütten von der Waterkant befolgen. mal gucken, ob ich alter Hidesseejecke auf Rügen klar komme. Dazu gabs noch einen Tip für Fischzubereitung, wir werden es versuchen. Nun wünsche ich unsrem Segelohr, dass sie sich gut erholt in Dänemark. Was mich immer wahnsinnig freut an ihr, sie ist sich der Schönheit ihrer Heimat sehr bewußt und genießt die Ostsee in vollen Zügen. Sie liebt das Meer und ist dankbar, an der Waterkant leben zu dürfen. Unsre Lütte
Ein schöner Rückzug ist ebenso viel wert als ein kühner Angriff
Baltasar Gracian y Morales
So, da bin ich wieder, ich werde mal etwas nachliefern...
01.09.2008
Wetterstudio feierte Jubiläum
Mit einer Feierstunde ist am Samstag im Hafen Kloster das zehnjährige Bestehen des Wetterstudios von ARD-Meteorologe Jörg Kachelmann auf der Insel Hiddensee begangen worden. Von der dortigen Messstation übermitteln drei Mitarbeiter des Meteomedia-Wetterdienstes Datenmaterial, Live-Berichte, Bilder und Filmeinblendungen unter anderem an den NDR mit seinem Radioprogramm NDR 1 Radio MV und dem Fernsehprogramm „Nordmagazin“.
Die seinerzeit rund 200 000 DM teure Station am Dornbusch war durch das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommerns mit einem 70-prozentigen Zuschuss gefördert worden. Am Samstag bezeichnete Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) die Investition als „beste Werbung für das Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern“.
02.09.2008
Reeder bleiben bei Diesel-Extra
Trotz Preissenkungen halten die Fährunternehmer weiter am Treibstoff-Zuschlag fest. Die Kunden zahlen pro Tour bis zu 50 Cent mehr.
Bis zu 50 Cent zusätzlich. Die muss der Fahrgast auf Personenfähren in MV seit Mitte dieses Jahres für eine einfache Fahrt berappen. Außer der Reihe. Grund: Der im vergangenen Jahr rapide gestiegene Rohölpreis und die damit verbundenen höheren Kosten für Dieselkraftstoff, so die Fährbetreiber. Doch seit ein paar Wochen fallen die Weltmarktpreise wieder. Im Vergleich zu Ende Juni, als der Preis pro Barrel Rohöl ein Rekordhoch von über 140 Dollar erreichte, kostet das Barrel mit derzeit rund 117 Dollar fast zwanzig Prozent weniger. Dadurch sinken auch die Spritpreise an den Tankstellen – an denen für Autos genauso wie an denen für Schiffe.
Obwohl immer wieder Fahrgäste murren, wollen die mittelständischen Fährunternehmen vorerst an den Zuschlägen festhalten. „Preissteigerungen auf dem Weltmarkt kommen immer schnell beim Verbraucher an. Preissenkungen sind da viel langsamer“, sagt Carsten Nöhren-Petan, Chef des Fährbetriebes Ostsee-Tour. So sei der Spritpreis bei seinem Händler im vergangenen Monat gerade mal um sechs bis sieben Prozent gesunken. Wenig sei dies, wenn man bedenke, dass der Dieselpreis sich bis Juli gegenüber dem Vorjahr verdoppelt habe. Zustimmung bei Alwin Müller, Betriebsleiter bei der Reederei Adler-Schiffe: „Bei uns ist von der Entwicklung auf dem Weltmarkt auch noch nicht viel angekommen.“ Die Adler-Schiffe GmbH war das erste Fährunternehmen, das am 1. Juni auf den meisten Schiffsverbindungen in Nord- und Ostsee pro Person 50 Cent Dieselzuschlag erhoben hat. Innerhalb eines Monats zogen alle anderen Personenfährbetriebe in MV nach und führten den sogenannten Bunker-Zuschlag ein. So auch die größte Personenreederei an der Ostseeküste – die Weiße Flotte. Bis zum 1. Juli bezahlte man dort beispielsweise für eine einfache Überfahrt von Schaprode (Rügen) nach Vitte (Hiddensee) 15,80 Euro. Heute sind es 40 Cent mehr. 20 Cent zusätzlich werden für die Überfahrt von Hohe Düne nach Warnemünde fällig.
Dass die derzeitige Entwicklung auf dem Ölmarkt länger anhält, davon ist bei den Reedereien niemand überzeugt. „Wir verfolgen die Preisentwicklung seit Jahren“, so Alwin Müller. Die Kurve sei stetig nach oben verlaufen. „Zum Herbst hin wird’s wieder teurer“, ist sich Ostsee-Tour-Chef Carsten Nöhren-Petan sicher.
Skepsis auch bei Weiße Flotte-Sprecher Knut Schäfer: „Den Zuschlag abschaffen und damit sofort auf einen Trend zu reagieren, der erst wenige Wochen alt ist, ist bei uns nicht angedacht.“ Dessen ungeachtet sollen die Preise bei den Personenfährbetrieben nach dem Willen der Landesregierung künftig von den Verwaltungen der kreisfreien Städte und Landkreise kontrolliert werden. Und zwar jeden Monat. Das besagt das neue Wasserverkehrs- und Hafensicherheitsgesetz. Wie das funktionieren soll, steht noch nicht fest. „Über die Feinabstimmung müssen Schwerin und die kommunalen Verwaltungen erst noch verhandeln“, sagt Ulrich Vetter, Sprecher des Schweriner Verkehrministeriums.
Adler-Betriebsleiter Alwin Müller macht die neue Regelung nicht Bange. „Ich kann das gerne vorrechnen. Wir verdienen mit dem Dieselzuschlag nichts dazu.“
THOMAS MANDT
Zuletzt geändert von Segelohr am 15.09.2008 17:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Die Ostseeküste im Nordosten ist die sonnenreichste Region Deutschlands. Gleich fünf der sechs sonnenreichsten Orte dieses Jahres liegen nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia in Mecklenburg-Vorpommern. Spitzenreiter ist Dornbusch auf Hiddensee mit bisher 1811 Sonnenstunden. Auf Platz zwei liegt Dünenheide, ebenfalls auf der Insel, gefolgt von Juliusruh auf der Insel Rügen und der Greifswalder Oie. „Zu erklären ist dies durch die Lage am Wasser“, so Wetterexperte Thomas Globig aus dem Hiddenseer Wetterstudio.
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„Wir waren schon mehrmals auf der Insel, haben die in diesem Jahr neugestaltete Ausstellung ,Veränderung’ aber noch nicht gesehen und das macht uns neugierig“, sagt Christel Petasch. Zusammen mit ihrem Mann Paul ist sie schon zum fünften Mal auf Hiddensee. Wie zahlreiche andere Inselgäste nutzte das Paar am Sonnabend den im Nationalparkhaus in Vitte gefeierten Nationalparktag, um sich zu informieren. „Beim Wandern über die Insel haben wir so manche uns bislang unbekannte Pflanze, Vögel und Fossilien entdeckt und nun wollen wir Näheres darüber erfahren“, so die Urlauberin.
Frank Martitz war ein guter Ansprechpartner. Seit 3 Jahren Revierleiter des Nationalparkamtes Vorpommern, kennt er sich in seinem Bereich aus, auch wenn das 805 km² umfassende Schutzgebiet Vorpommersche Boddenlandschaft der größte Nationalpark Ostdeutschland ist. „Die Dauerausstellung ,Veränderung’ gibt es im Nationalparkhaus in Vitte seit dessen Eröffnung 1998“, erfuhren beide von ihm, dass sie ein Publikumsmagnet ist. „Jedes Jahr wird sie von 20 000 bis 40 000 Besuchern besichtigt“, so Martitz. Zur Neueröffnung des Hauses Ende Mai dieses Jahres wurde sie grundlegend überarbeitet und um das Thema Entstehung und Veränderungen der Insel Hiddensee erweitert.
„Mit den drei fest angestellten Mitarbeitern, einem Ein-Euro-Jobber, einer Praktikantin und zum ersten Mal einer Frau, die ihr Freiwilliges ökologisches Jahr in Vitte ableistet, führen wir etwa 200 Veranstaltungen im Jahr hier auf Hiddensee durch“, zählt Martitz das ganze Jahr über angebotene geführte Wanderungen, aber auch spezielle Kulturwanderungen z. B. die Heidewanderung von April bis Oktober bzw. Vogelbeobachtungen von April bis Oktober auf dem Bessin auf.
Christel und Paul Petasch wollten auch unbedingt ihren Frust bei dem Ranger abladen. „Wir kommen auf diese schöne Insel, um uns in Ruhe zu erholen, aber was sich an den Wochenenden in Neuendorf abspielt, ist nicht in Ordnung. Etwa 40 bis 50 Segler und Motorjachten, mit etwa 4-5 Leuten an Bord, ankern zwischen den Buhnen, wo wir und andere Urlauber baden. Die laute Radiomusik schallt herüber und wir fühlen uns belästigt. Am meisten ärgert es uns, dass wir täglich Kurtaxe bezahlen müssen, aber die Segelfreunde gehen an Land und brauchen nicht einen Cent bezahlen.“ Den Urlaubern wurde versprochen, dass diese Information an die Kurverwaltung weiter geleitet wird. D. LINDEMANN
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Hallo SO,
schön, dass du wieder hier bist. hast einen tollen Urlaub gehabt??? Ich freu mich, dass ich nun wieder die 0Z lesen kann, jedenfalls ein wenig daraus. Dort liegt bestimmt ein Berg von Zeitungen, die auf Dich warten...Komm gut in die Restwoche und Danke.
LG SG
Unser Blick in die Geschichte befasst sich heute mit dem Schlesier Alexander Eggers, der unter dem Künstlernamen Alexander Ettenburg 1880 nach Stralsund kam.
Stralsund Bekanntermaßen liegen Genie und Wahnsinn manchmal eng beieinander. Und gern wird auch heute jemand, der ausgefallene Ideen anbietet, schnell als verrückt abgestempelt. Tragisch wird es nur dann, wenn dieser Mensch am permanenten Unverständnis seiner Mitmenschen zerbricht. Ein solches Schicksal traf auch den am 28. Februar 1858 in Gugelvitz in Schlesien geborenen Alexander Eggers, der sich nach einer Bühnenausbildung den Künstlernamen Alexander Ettenburg zulegte.
Ettenburg war wohl seit seiner Geburt nicht mit den besten gesundheitlichen Gaben beschenkt worden, und sein „ungebundener Lebenswandel“ in den Großstädten untergrub seine Gesundheit derart, dass ihm die Ärzte einen Klimawechsel anrieten. So kam Ettenburg Mitte des Jahres 1880 nach Stralsund, verliebte sich in die Stadt am Sund und beschloss, in Altefähr sesshaft zu werden. Dort gründete er das internationale Pensionat „Villa Alexander“. Man sagte Ettenburg nach, er habe gesellschaftliche Bewegung in das schlafende Fischerdorf gebracht. Er oder befreundete Künstler veranstalteten Vortrags- und Kabarettabende, und die von Ettenburg angebotenen Bootskorsofahrten an lauen Sommerabenden sollen das Publikum besonders angesprochen haben. Doch das Unternehmen stand wohl unter keinem guten Stern. Ettenburgs Großzügigkeit wurde ständig ausgenutzt, und seine Fähigkeiten als Kaufmann ließen zu wünschen übrig. Der Konkurs des Hotels im Jahre 1885 machte Ettenburg zu einem armen Mann. Pleite und von seiner Ehefrau verlassen, sie war mit einem Künstlerkollegen durchgebrannt, versuchte er nun sein Glück auf Hiddensee. Hier kaufte er für das Honorar für sein Gedicht „Wunna, die Jungfrau von Rügen“ in Grieben ein halb verfallenes Fischerhäuschen und eröffnete eine Schwedische Bauernschänke.
Auf Hiddensee fand Ettenburg, wonach er ausgezogen war. Das unberührte Eiland bot dem Philantropen die Möglichkeit, sich selbst zu leben. Und an den Schönheiten der Insel wollte er auch andere Menschen teilhaben lassen. So war sein Werbefeldzug für den Besuch des noch verschlafenen Hiddensees uneigennützig und zukunftsweisend.
Doch viele Einheimische konnten sich mit dem Fremdling nicht anfreunden. Weil sie seine Denkweise und seinen Lebensanspruch nicht verstanden, meinten sie: „He is doch mall!“ Für die Außenstehenden mag es schon seltsam angemutet haben, wenn sie den Dichter im wallenden weißen Gewand und barfuß in Begleitung seines Esels Hansi und seines Katers Pussi über die Insel ziehen sahen.
Mitunter wird behauptet, die Öffentlichkeit habe Ettenburg den Beinamen „Einsiedler von Hiddensee“ gegeben. Doch nachweislich zeichnete Eggers selbst erstmalig in einem Brief an das Provisoriat des Klosters zum Heiligen Geist in Stralsund im Dezember 1898 mit diesem „Titel“. (wird fortgesetzt)
REGINA NEHMZOW
Das Bild von ihm kann ich leider nicht einfügen.
Abschied von Hiddensee
Soll ich jetzt wirklich von dir scheiden
Dein Einsiedler, mein Hiddensee?...
Soll deinen Wogenstrand ich meiden
und deiner Berge luft`ge Höh?...
Doch wo ich wandre, wo ich weile,
stets wendet sich zu dir mein Blick:
auf dir gewann ich - wie so viele -
den "Menschen" wieder mir zurück.
Alexander von Ettenburg lebte auf Hiddensee und trat einen Werbefeldzug für die im 19. Jahrhundert noch verschlafene Insel an. Repro: A.
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Lesen Sie heute den zweiten und abschließenden Teil unseres gestern begonnenen historischen Beitrages über den Künstler Alexander Ettenburg, den „Einsiedler von Hiddensee“.
Stralsund Im Dezember 1898 hatte Alexander Ettenburg auf Hiddensee bereits seine Bergwaldschänke „Eremitage auf Tannhausen“ errichtet. Die Pachtverhandlungen für das Areal nahe beim heutigen Klausner und die Konzessionsvergabe gestalteten sich jedoch von Anfang an kompliziert, und der Verpächter formulierte wiederholt seine Zweifel an Ettenburgs Projekt. Doch Ettenburg hielt an seiner Vision fest. „Tannhausen“ – einfach und äußerst spartanisch eingerichtet – mauserte sich im Laufe der Zeit zu einem Künstlertreffpunkt, und Ettenburg erntete als Gastwirt und Künstler sowohl Zuspruch als auch massive Kritik.
Im Jahre 1900 begründete der „originelle Einsiedler“, so hieß es inzwischen in der zeitgenössischen Presse, in der Swantivitbucht das Hiddenseer Naturtheater. Es war das erste Theater dieser Art im Norden Deutschlands. Ettenburg selbst agierte als Schauspieler, Regisseur, Dichter und Maskenbildner in einer Person. Das Theater erlebte, wie auch Ettenburg selbst, Höhen und Tiefen. Eine Neubelebung erfolgte im Sommer 1906. Ettenburg arrangierte zusätzliche Dampferverbindungen von Breege und Stralsund eigens für den Besuch der Aufführungen. Auf dem Spielplan standen sein Volksfestspiel „Swantevits Fall“ das Märchenspiel „Fee Hidde“ und sein Schwank „Die Brautwerbung auf Hiddensee“. Aber auch klassische Stücke wie „Iphigenie“ konnte man dort erleben. Trotz aller Rührigkeit ließ die wirtschaftliche Situation Ettenburgs immer zu wünschen übrig. So musste er schließlich 1902 sein Anwesen in Grieben verkaufen.
Bereits in den Jahren 1897/98 reiften in dem Künstler Pläne zur Errichtung eines Kinderhospizes auf Hiddensee. Er bezeichnete die Schaffung einer solchen Erholungsstätte für kränkliche und erholungsbedürftige Kinder als seine Lebensaufgabe und rührte in den Wintermonaten in Berlin die Werbetrommel für die Unterstützung seines Projektes. Selbst die Kaiserin fand die Idee zur Errichtung einer Naturheilstätte für Kinder „sympathisch“. Doch so sehr sich Ettenburg auch mühte, er fand bei den Entscheidungsträgern für die unentgeltliche Freigabe des von ihm ausgesuchten Areals keine Fürsprecher. Man lehnte das Projekt vor allem aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus ab. Dennoch führte Ettenburg im Sommer 1898 Kinderfeste durch. Ob seine Pläne zur privaten Aufnahme von erholungsbedürftigen Kindern auf der Insel wirklich durchgesetzt wurden, bleibt fraglich.
1910 wurde zum schicksalhaften Jahr für den Einsiedler von Hiddensee. Nach jahrelangen Kontroversen kündigte das Provisoriat des Heilgeistklosters den Pachtvertrag mit Ettenburg und wies ihn somit von der Insel. Die daraufhin geplante Übersiedlung des Künstlers nach Rügen wurde nie in die Tat umgesetzt, da ihm ein Freund ein Grundstück am Vitter Strand überließ. Auf diesem gründete er die Einsiedelei „Mathilde“.
Doch mit dem Umzug war der Untergang des „Entdeckers“ von Hiddensee besiegelt. Er verfiel dem Alkohol und war nur noch eine bejammernswerte Gestalt. Im September 1919 wies eine Greifswalder Bürgerin mit einer Postkarte das Provisoriat von Heilgeist in Stralsund auf den beklagenswerten Gesundheitszustand Ettenburgs hin. Man beschloss, den Kranken aufzusuchen und ihm finanzielle Unterstützung für die ärztliche Behandlung zu gewähren.
Am 1. Oktober 1919 kam der Einsiedler nach Stralsund und wollte in der Badenstraße sein Leben beenden. Dieses Vorhaben misslang, und er wurde in das Stralsunder Krankenhaus eingeliefert. Dort starb er am 30. Oktober.
Zeigte sich die Stadt Stralsund noch großzügig bei der Begleichung der Krankenhauskosten, übernahm sie die Beerdigungskosten nicht. Ein Kranz mit einfacher Schleife schien für eine Ehrung ausreichend zu sein. Es ist daher durchaus bezeichnend, dass der Spirituosenhersteller Wothke aus Stralsund die Beerdigungskosten übernahm.
Doch das Schicksal meinte es wahrlich nicht gut mit Alexander Ettenburg. Die Urne mit seiner Asche ging auf dem Postwege von Greifswald nach Hiddensee verloren und so war ihm sein Wunsch versagt, auf dem Eiland seine letzte Ruhestätte zu finden.
REGINA NEHMZOW
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In der „Stralsundischen Zeitung“ vom 19. September 1908 fand sich diese Meldung: „Morgen, Sonntag, den 20. d. Mts., unternehmen die Dampfer ,Strelasund’ , Kapitän Schluck, und ,Käte’, Kapitän Klickow, die letzten Extrafahrten dieses Jahres nach dem ,söten Länneken’ Hiddensee. Wir verfehlen daher nicht, auch an dieser Stelle auf diese Extrafahrten in empfehlender Weise hinzuweisen
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Auf Hiddensee amüsierten sich Joachim Ringelnatz und Gerhard Hauptmann. Rainer Maria Rilke schrieb Briefe aus Heiligendamm. Es gibt viele literarische Spuren an der Küste.
Er ist einer der ganz Großen. Gefeiert als Gaukler, Geiger und Literat. Als Deutscher, der in Hollywood bestand, und der sogar ganz beachtlich malen kann: Armin Mueller-Stahl. Dieser Gentlemen mit der warmen Stimme und dem ostpreußischen Akzent hat eines mit vielen anderen Großen gemein: Er liebt die Ostseeküste, die Spaziergänge am Strand, bei denen man sich den Wind um die Nase wehen und die Gedanken schweifen lassen kann. Selbst als gefeierter Schauspieler in den USA, die ihm längst zweite Heimat geworden sind, erzählt er im OZ-Gespräch, hätte er immer Sehnsucht verspürt. Der Mime verweist auf eine lange Familien-Tradition: „Meine Ahnentafel zeigt es, seit 1532 lebt die Familie mütterlicherseits an der Ostsee, vor allem im Baltikum. Ich selbst bin in Tilsit geboren, das liegt auch an der Ostsee. Nun lebe ich in der Nähe von Lübeck, wieder Ostsee. Rostock und Ahrenshoop, Stralsund und Rügen – das sind die Orte gewesen, wo ich zu DDR-Zeiten meinen Urlaub verbracht habe, wo ich immer gern war.“ Eine Leidenschaft, die er mit vielen großen Geistern teilt. Schon Caspar David Friedrich (1774 – 1840) zogen bekanntlich die Kreidefelsen von Rügen an. In Ahrenshoop gründete sich vor rund 100 Jahren gar eine Künstlerkolonie. Eine herausragende Vertreterin ist Elisabeth von Eicken (1862 – 1940). Auf dem Darß trafen sich unter anderen auch die Maler George Grosz (1893 – 1959) und Otto Dix (1891 – 1969), um nur einige zu nennen.
Das söte Länneken, nicht mehr als 16 Kilometer lang und höchstens drei Kilometer breit, hatte es dagegen dem Schriftsteller Gerhart Hauptmann (1862 – 1946) angetan. Er besaß ein Haus auf Hiddensee, und auch Thomas Mann (1875 – 1955) war zeitweise sein Nachbar, schrieb dort Teile seines Romans „Der Zauberberg“.
Es sind sogar so viele Berühmtheiten, dass die Hamburgerin Kristine von Soden, die viele Jahre als Kultur-Journalistin für den NDR arbeitete, keine Mühe hatte, für jede Woche des Jahres einen bekannten Literaten und Künstler zu finden. Entstanden ist der Kalender „Literarische Ostsee 2009“. Eine Entdeckung in vielerlei Hinsicht. Denn nicht nur die Persönlichkeiten mit ihrem Bekenntnis zur Ostsee überraschen, es sind auch die Fotos, die zum Hingucken einladen. Nicht immer richtig belichtet und auch nicht immer scharf, aber sehr privat. Fast ungestört vom Kameraauge scheint beispielsweise der Dichter Joachim Ringelnatz (1883 – 1934) mit der Stummfilmdiva Asta Nielsen (1881 – 1972) im Ferienhaus in Vitte auf Hiddensee zu flirten. Und wie entrückt lächelt Käthe Miethe (1893 – 1961) unter ihrem Hut. Überliefert ist der Satz ihres Hinstorff-Verlegers Peter E. Erichson, als er von ihrem Tod erfährt: „Mädchen, du warst ein Biest, aber eine große Dichterin!“ Auch solche Geschichten und Anekdoten liefert der Literaturkalender gleich mit. Rainer Maria Rilke (1875 – 1926) schreibt 1913 aus Heiligendamm zwar keines seiner zu Herzen gehenden Gedichte, aber einen Gruß: „Dieses ist das älteste Seebad Deutschlands, sympathisch durch seinen Wald am Meer,... ein Hotel und etwa ein Dutzend Villen, alles noch ziemlich unverdorben im guten Geschmack des beginnenden 19. Jahrhunderts.“ Der Maler Theodor Schultze-Jasmer (1888 – 1975), der auf dem Darß sein Domizil fand und unzählige Windflüchter, diese vom Sturm geprägten und verkrüppelten Kreaturen zu Papier brachte, staunte über sich selbst:„Manchmal frage ich mich, was finde ich eigentlich an dieser Landschaft so eigenartig, dass ich von ihr nicht loskomme und sie immer wieder darstellen muss, vor allem, dass mich immer aufs neue diese so windgeformten Bäume reizen.“ Doch auch heute gibt es zum Glück viele Zeitgenossen, die ihm nachfühlen können. Manchmal braucht Liebe keinen Grund. So sieht es auch der 77-jährige Armin Mueller-Stahl, der für das Titelblatt des Kalenders in einer Sandburg posiert.
Kalendertipp: Literarische Ostsee 2009, Edition Ebersbach, herausgegeben von Kristine von Soden; ISBN: 978-3-938740-65-1.
ANETTE PRÖBER
Schade, das ich dieses tollen alten schwarzweiss Bilder nicht mit verlinken kann, der Kalender scheint sehr schön zu sein...
Zuletzt geändert von Segelohr am 20.09.2008 10:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Am kommenden Dienstag wäre Romy Schneider 70 Jahre alt geworden. Eine ihrer ersten Biografinnen, Renate Seydel, lebt heute auf Hiddensee.
Im Arbeitszimmer ihrer Buchhandlung „Koralle“ in Vitte auf der Insel Hiddensee sitzt Renate Seydel. Die 72-Jährige blättert in einer großformatigen Romy-Schneider-Bildbiografie „Bilder ihres Lebens“. Sie selbst hat den umfangreichen Band 1987 zu Romys fünftem Todestag für den Ostberliner Henschelverlag geschrieben – eine der ersten Publikationen über die Schauspielerin nach ihrem Tod. „Meine Lieblingsfilme mit ihr? Vielleicht ,Cesar und Rosalie', ,Die Dinge des Lebens', ,Die Spaziergängerin von Sanssouci', aber auch ,Mädchen in Uniform' war sehr beeindruckend“, erinnert sich die Autorin. Am 23. September 2008 wäre Romy Schneider 70 Jahre alt geworden. Sie starb früh, im Alter von 43 Jahren. Zurück blieb ein Lebenswerk von 58 Filmen, gedreht in Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, USA und Großbritannien. Ein Künstlerleben mit all seinen Widersprüchen, den glanzvollen Höhen und der tiefen inneren Zerrissenheit hatte 1982 sein jähes Ende gefunden.
„Wir werden es nicht mehr sehen, dieses glatte, von innen heraus lebende Gesicht mit dem reinen klaren Profil, in das die Kamera verliebt zu sein schien. Wir werden auch diese ernste Stimme mit dem besonderen Akzent und dem einschmeichelnden oder metallischen Klang nicht mehr hören“, schreibt Renate Seydel im Nachwort ihres Bildbandes. Die Autorin, die nach ihrem Germanistik-Studium an der Humboldt-Universität als Verlagslektorin im Berliner Henschelverlag arbeitete, hatte bereits mehrere Schauspieler-Anthologien und Bildbiografien u.a. über Asta Nielsen und Marlene Dietrich herausgegeben. Nach der Bildbiografie über Romy ließ sie ein Jahr später, 1988, zum 50. Geburtstag der Schauspielerin, die Publikation „Ich, Romy – Tagebuch eines Lebens“ und den Band über Romys Mutter Magda Schneider „Wenn ich zurückschau“ folgen.
Der Bildbiografie, die ein großer Erfolg wurde und bis heute ist, war eine umfangreiche Recherchearbeit vorausgegangen. Romy Schneider hat keine Autobiografie geschrieben. Die Arbeit an den 58 Filmen, in denen sie spielte, ließ ihr keine Zeit. „Ich war deshalb angewiesen auf das Überlieferte und Vorhandene: ihre kurzen Notizen, flüchtig hingeworfene Zettel während der Dreharbeiten, ihre Briefe, Tagebücher und Notate, ihre Äußerungen den Journalisten gegenüber, die Interviews mit ihren Ansichten und Meinungen. Auf die Stimmen ihrer Freunde und Kollegen, ihrer engsten Partner bei der Filmarbeit, der Regisseure und Schauspieler. Und auf die Presse, ob sie nun lobend, abfällig oder enthusiastisch war“, erinnert sich die Autorin. Aus diesem zusammengetragenen und gesichteten Material in Kinematheken und Archiven, den Beobachtungen der Arbeit und der Persönlichkeit der Schauspielerin, ihres privaten Lebens, entstand das Bild, das Renate Seydel in ihren Publikationen entwarf. Romy Schneider, am 23. September in Wien geboren, spielte mit 15 Jahren ihre erste große Rolle in dem Film „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“. Sie drehte, meist gemeinsam mit ihrer Mutter, in Deutschland und Österreich, unter anderem die Sissy-Reihe von drei Filmen. Bei den Dreharbeiten für ihren 14. Film „Christine“ lernte sie Alain Delon kennen und ging mit ihm nach Frankreich, das bald zu ihrer künstlerischer Heimat wurde. Frankreichs geistige Welt mit Persönlichkeiten wie Claude Sautet, Coco Chanel, Jean Cocteau, Michel Piccoli und all den hervorragenden Regisseuren und Schauspielern formten Romy Schneiders Lebensstil und ihr künstlerisches Profil. Dort fand sie auch die Themen und Inhalte ihrer großen Filmrollen, die als bleibende schauspielerische Leistungen in die Geschichte der Filmkunst eingegangen sind. Die Gestaltung des französischen Alltags, seiner sozialen Spannungen und menschlichen Schicksale in den Filmen „Die Dinge des Lebens“ (1969), „Das Mädchen und der Kommissar“ (1970), „Cesar und Rosalie“ (1972) und „Eine einfache Geschichte“ (1978) weisen sie vor dem Publikum in aller Welt als eine Schauspielerin überragenden Formats aus, die mit Greta Garbo und Marlene Dietrich verglichen wurde. Nach der Trennung von Alain Delon 1963 heiratet sie den Schauspieler Harry Meyen, 1966 wird ihr gemeinsamer Sohn David geboren. Aber die Ehe mit Harry Meyen zerbricht und 1975 heiratet sie ihren Privatsekretär Daniel Biasini. Zwei Jahre später kommt ihre Tochter Sarah zur Welt. Den Tod ihres 14-jährigen Sohnes David überlebt die Schauspielerin nur acht Monate. Am 29. Mai 1982 stirbt sie in Paris und wird auf dem Friedhof Boissy-Sans-Avoir bestattet.
Romy Schneider, die es ohne schauspielerische Ausbildung an die Spitze der internationalen Filmwelt gebracht hatte, war unermüdlich, ja geradezu besessen von ihrer Arbeit. Filmen war für sie das wahre Leben. „Ohne Arbeit kann ich nicht leben. Ein paar Wochen Urlaub geht, aber sechs Monate ohne Film, das halte ich nicht aus“, sagte sie einmal. In den Jahren 1969/70 oder 1973/74 drehte sie in 18 Monaten sechs Filme. „Ihre Kollegen haben ihr bestätigt, dass ihre Intensität, ihr Perfektionismus, das innere Feuer, die äußerste Hingabe an die Rolle sie gleichsam mit dieser zu verschmelzen schien“, erklärt Renate Seydel, „Sie forderte von sich stets das Äußerste und Letzte in der Arbeit.“ Und so sei das Bild, das uns bleibt: auf der Lichtseite die hoch gelobte Schauspielerin, die Erfolg und Glück hat. Auf der Schattenseite eine durch die Risiken des Schauspielerberufes und seines unsteten Lebens sich immer wieder in Frage stellende Künstlerin, die von Zweifel, Enttäuschungen und Schmerz durchdrungen sei. Im nächsten Jahr soll Romy Schneiders Leben unter dem Titel „Eine Frau wie Romy“ in den Kinos gezeigt werden. Der Produzent Douglas Wolbat besuchte Renate Seydel auf Hiddensee und unterhielt sich lange mit ihr über die Schauspielerin und ihr Buch über sie. Die Autorin wurde in Berlin in das Kino am Potsdamer Platz eingeladen, um sich dort die Probeszenen mit den verschiedenen Darstellerinnen anzusehen. Die Schauspielerin Yvonne Catterfeld hat nicht nur sie, sondern auch Romys Exmann Daniel Biasini überzeugt. „Ich finde, Romy hat es verdient, dass ihr 70. Geburtstag zum Anlass genommen wird, ihre Persönlichkeit zu würdigen. Manchmal denke ich, sie wäre so wie Simone Signoret geworden, wenn sie noch lebte“, sagt Renate Seydel, immer noch vertieft in das Buch, das Romys Leben zeigt.
NORA GOHLKE
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Vom Schiff aus beobachten Vogelfreunde aus ganz Deutschland die Kraniche an ihren Rastplätzen.
Der Herbstzug der Kraniche hat in diesem Jahr die Urlaubspläne von Herbert Steinhäuser bestimmt. Seit der Hobby-Ornithologe vor einigen Jahren in Hessen auf der Suche nach Graureihern auch einige wenige der mehr als einen Meter großen Vögel des Glücks beobachtete, träume er von einer Begegnung mit einer ganzen Schar, sagt der Pensionär aus Frankfurt/Main. Also habe er mit seiner Familie zu Beginn des herbstlichen Kranichzugs ein Quartier auf Rügen gebucht. Das Angebot der Reederei Hiddensee zu einem Törn zu den Schlafplätzen der Zugvögel sei da wie gerufen gekommen.
Seit der vergangenen Woche steuert der moderne Boddenkreuzer „Gellen“ wieder allabendlich im Wechsel von Schaprode, Stralsund und Zingst in die Boddengewässer nördlich der berühmten Rastplätze. Die Chance, die Tiere zu Gesicht zu bekommen, stehe bei nahezu 100 Prozent, sagt Kranich-Experte Karsten Peter vom Kranich-Informationszentrum in Groß Mohrdorf. Der 46-Jährige begleitet die Passagiere bei den Schiffsausflügen mit einem Diavortrag an Bord.
Während der Kreuzer südwärts durch den Schaproder Bodden steuert, erzählt Peter den Gästen, dass es weltweit 15 Kranicharten gibt, neben der Lufthansa auch die polnische Airline LOT den Vogel im Firmenlogo führt und sogar die Staatsflagge von Uganda ein Kranich ziert. Inzwischen rasteten bereits etwa 10 000 Tiere in der Region, erklärt der Spezialist. „Bis Mitte Oktober werden es bis zu 70 000 Vögel sein, ehe sie in ihre Winterquartiere nach Südfrankreich und Spanien aufbrechen.“ Den Sommer haben die meisten Kraniche in Skandinavien verbracht. Nur schätzungsweise 6000 Tiere brüten in Deutschland, die Hälfte von ihnen in Mecklenburg-Vorpommern. „Wir wissen inzwischen, dass auch wieder auf Rügen Kraniche für Nachwuchs sorgen“, teilt der Experte mit. Seit sechs Jahren brüteten in einem unter Naturschutz stehenden Feuchtgebiet auf der Insel jährlich etwa zehn Paare.
Mittlerweile hat Kapitän Manfred Schost die Insel Bock umschifft. Mit sieben Knoten steuert er das Schiff an Anglern vorbei in den Nationalpark. Seit drei Jahren führt der 57-Jährige seine Gäste in die Kranichgewässer. Inzwischen habe auch ihn die Kranich-Faszination gepackt, gesteht der in Wiek auf Rügen lebende Seemann, der jahrelang auf Containerschiffen unterwegs war. „Wenn ich frei habe, halte ich auf den Feldern bei Sagard gern mal Ausschau nach den dort rastenden Tieren.“ Bei Tonne 54 wendet das Schiff. Auf dem Freideck haben die Passagiere Fotokameras und Ferngläser gezückt und halten bei Pramort Ausschau. Mit der Dämmerung schweben die ersten Kraniche über den Bodden zu ihren Schlafplätzen ein. Immer größere Scharen finden sich ein. Weit hallt das Trompeten über das Wasser. „Hören Sie genau hin“, sagt Kranich-Experte Peter, „da ist auch das Piepsen der Jungvögel zu hören.“ Herbert Steinhäuser ist begeistert: „Ein einmaliges Naturschauspiel“, schwärmt der Hesse.
Der Kapitän hält Distanz zu den Tieren. Wer zum Fotografieren etwas näher an die Tiere herankommen möchte, sollte in den nächsten Tagen einen der Kranichbeobachtungsstände an Land aufsuchen, rät Peter den Gästen, während die „Gellen“ wieder auf Heimkurs geht. Auf Rügen seien die Kraniche jetzt auch auf den Stoppelfeldern bei Sagard, Samtens, Rambin und auf Ummanz zu erleben.
Kranichfahrten
• Bleiben Sie auf öffentlichen Straßen. Benutzen Sie keine Feld- und Wirtschaftswege, um in abgelegene Regionen zu gelangen, die den Tieren als Rückzugsgebiete dienen.
• Die Fluchtdistanz liegt bei mehr als 300 Metern. Spätestens wenn alle Kraniche die Köpfe heben, zeigen sie, dass sie sich gestört fühlen. Bei weiterer Annäherung fliegen sie auf, was unnötig Energie kostet, die für den Zug in den Süden gebraucht wird.
• Vierstündige Kranichfahrten bietet die Reederei Hiddensee noch bis zum 21. Oktober jeweils dienstags und donnerstags von Schaprode aus an. Die Reederei Kipp steuert bis zum 24. Oktober von Breege aus mit einem Schiff die Schlafplätze der Vögel am Großen Jasmunder Bodden an.
In vielen Situationen sind schlagfertige Antworten eine todsichere Rettung -
wenn man darauf verzichtet.