Neues aus der Ostsee - Zeitung

Allgemeiner Insel - Smalltalk
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Segelohr
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Also gut. Aber ich muss dazu sagen, es gibt im plattdeutschen viele eigenständige Worte und Redewendungen, die man nicht 1:1 übersetzen kann. Keine Garantie für Stil, etc. Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten...

Oh ja, du musst gut zu Fuss sein und auch auf der Brust, um dies zu erleben. Hier gehts ganz schon rauf und runter und auch tüchtig bergan, bist du die siebzig Meter Höhe geschafft hast. Doch dann wird man belohnt. Nun verschnauf erstmal auf einer der neuen Bänke. Jetzt kannst du besser diesen Ausblick geniessen. Vor dir fängt der gelbe Ginster an zu blühen und dir zu Füssen liegt mitten im blanken stillen Wasser unsere Insel Hiddensee. Immer wieder einmalig für mich. Doch gleichzeitig drückt micht mein Herz. Bin ich dioch mit den Mitgliedern des Weimarer' Madrigalchor unterwegs, die eine Konzertreise auf Rüger unternehmen und gleichzeitig meine Heimat kennen lernen möchten. Eine Sängerin kann und will ihren Mann nicht zu Haus lassen. So ist er also auch dabei. Im Rollstuhl!
Im Rollstuhl - das ist das, was mich jetzt plötzlich durchschießt. Denn ich muss ihm schweren Herzens sagen, das mir das sehr leid tut, weil er hier ins „Hiddenseer Hochland" nicht mitkommen kann. Die Wege sind viel zu schmal, so dass man nur hintereinander gehen kann. Also ist erst recht kein bisschen Platz für seinen Stuhl mit den beiden Rädern. Zu gern hätte ich diesem freundlichen und fröhlichen Mann, den das Schicksal so hart getroffen hat, auch diesen einmaligen Ausblick gegönnt.
In die Stubnitz auf dem Rundweg nahe der Viktoria - Sicht, da kann er noch mit einigermaßen mit seinem „Fahrzeug" hinkommen. Doch dann muss er ja die gleiche Strecke wieder Retour - und kann die schöne Aussicht zum Königsstuhl nicht genießen. Ich hatte das nächste Stück Weg nicht bedacht und mich darum über mich selber geärgert. Die Chorkameraden wussten einen ganz „einfachen" Ausweg - vier Mann vier Ecken, so ging das die Treppen runter und wo's nötig war, auch wieder herauf. Mir sind in diesem Augenblick die Steine vom Herzen gefallen, als ich dieser für ihn selbstverständlichen Hilfe gewahr wurde.
Jetzt im Nachhinein denke ich bei mir, das, neben der hohen Musikalität, das gegenseitige gute Verstehen, die große Freundlichkeit und Freundschaft untereinander wohl dazu beiträgt, das der Weimarer Chor so einmalig schöne Gesangsleistungen bringen kann. (Als einziger haben sie den Freistaat Thüringen bei dem 7. Deutschen Chorwettbewerb in Kiel mit großem Erfolg vertreten.) In Binz, in Altenkirchen und in Göhren konnten sich jetzt zu Pfingsten auch viele Rüganer und Gäste von ihrer hohen Kunst überzeugen und haben dies mit reichlich Beifall bedacht. Und natürlich gabs auch reichlich von mir.
Doch dieser Rügenausflug hat mir noch was ganz anderes eingebracht, nämlich zu überlegen wo und wobei Behinderte Hilfe nötig haben. Denn wir, die wir noch einigermaßen gut auf den Beinen sind, mit Brille auf den Augen, vielleicht einen Knopf im Ohr und dazu noch einen klaren Kopf haben, wir werden gar nicht so richtig gewahr, wie es anderen Menschen geht, die nicht mehr so können, wie wir. Und wenns mal wieder so eine Kleinigkeit (?) ist, wie dort oben am Köingsstuhl, als wir dort gewandert sind. Hätte dort nämlich auf dem Schild gestanden „Für Gehbehinderte nicht geeignet", dann wär ich mit der Nase auf dieses Ungemach gestoßen worden.

Ein Trost für mich ist, das ja alles gutgegangen ist. Durch die richtige Hilfe an der richtigen Stelle.
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Caty
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Oh danke miene Lütte von der Waterkant..... danke. Übrigens haben wir einen Gartennachbarn mit dem selben Schicksal. Absolute Ostseefreaks, Naturfreunde und Optimisten. Nicht viel älter wie wir. Durch unsere Schwärmerei sind sie einen Tag auf die Insel gefahren. Da zu zweit, ganz schnell an ihre Grenzen gestossen. Ging schon los mit dem Strand, keine Chance, muss man dicke Reifen haben (Geldfrage) oder... an einem Aufgang müssten Matten liegen bis vor. Auf Rügen soll es so sein. Das Hochland haben sie genossen, aber leider durch o.g. Schwierigkeiten beschränkt. Kamen trotzdem voller Begeisterung nach Hause, aber eben leider mit dem Ergebnis: Kein Urlaub möglich, zu wenig Möglichkeiten für Rollstuhlfahrer. Leider. Man muß Fit sein auf der Insel.
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Baltasar Gracian y Morales
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Segelohr
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pyro hat geschrieben: Es macht immer wieder unheimlich Spaß sich in Dialekten zu üben - insbesondere beim Lesen.
LG
pyro
*klugscheißmodus-an*

Mit der Aufnahme in die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen ist die Sprache Plattdeutsch seit Ende des 20. Jahrhunderts auch offiziell und international als Sprache anerkannt.
Quelle: http://www.plattmaster.de/sprache.htm

*klugscheißmodus-aus*

:oops:
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Segelohr
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Hauptmann liebt Musik

Emanuel Hauptmann wird zu den Festspielen mit seiner Band LocalTime Werke seiner Urgroßvaters Gerhart Hauptmann musikalisch erzählen. Schauspieler wie Thomas Fritsch, Martina Gedeck, Ilja Richter werden lesen.

Anja Hauptmann erinnert sich noch gut, wie sie mit vier Jahren auf dem Schoß des Großvaters vor dem Klavier saß und wie dieser mit nur einem Finger ein Liedchen klimperte: „Oh, du lieber Augustin“. Die Musik, so schmunzelt sie, habe im Hause der Hauptmanns neben der Literatur immer eine große Rolle gespielt. Die heute 67-jährige Enkelin lebt in Berlin und verwaltet den Nachlass des berühmten Schriftstellers Gerhart Hauptmann (1862 – 1946), der nach wie vor zu den meist gespielten Autoren der deutschsprachigen Theaterwelt gehört. Gestern nun war sie in Schwerin, gemeinsam mit ihrem Sohn Emanuel (41), weil die Festspiele MV dem Schriftsteller Gerhart Hauptmann, der seit 1884 fast jeden Sommer auf Hiddensee verbrachte und in seinem Haus „Seedorn“ viele Werke schrieb, einen großen Schwerpunkt widmen.
„Es geht um eine spannende Spurensuche“, meint Intendant Sebastian Nordmann. Nicht nur, dass Gerhart Hauptmann sich als Literat auch für Musik interessierte – er liebte Beethoven, kannte Brahms persönlich und beschäftigte den berühmten Geiger Joseph Joachim als Lehrer seiner zweiten Frau. Bei den Festspielen werde nun der Urenkel Emanuel Hauptmann die Erzählungen seines Urgroßvaters musikalisch erzählen. „Wir sind alle sehr neugierig, wie es gelingen wird. Das sind die besonderen Erlebnisse und Begegnungen, die die Festspiele ausmachen“, schwärmt Nordmann. Emanuel Hauptmann ist Absolvent des Cabrillo College in Santa Cruz/California, er lebt und arbeitet in Berlin: als Komponist, Chef eines Tonstudios und seiner sechsköpfigen Jazz-Band LocalTime. Er hat die Musik zu den Lesungen konzipiert. „Ich möchte die Zuschauer mit auf eine Reise nehmen, sie sollen bei der Musik ihre Gedanken weiterspinnen können“, meint der junge Mann. Die Kompositionen und Improvisationen sind sehr unterschiedlich angelegt, während das „Meerwunder“ märchenhaft erzählt wird und in Traumwelten entführt – es dominieren Piano, Gitarre, Bass und Marimbaphon – begleitet „Fasching“ (Leichtsinn wird zum Verhängnis) ein schroffer Sound, mit drei Bläsern, Bass und Drums. Zu hören werden auch Werke von Johann Sebastian Bach, Claude Debussy und Eugen d’Albert, Johannes Brahms und Ludwig van Beethoven sein – allesamt Komponisten, die Gerhart Hauptmann schätzte.

Die Leidenschaft für Literatur und Musik trägt auch Enkelin Anja Hauptmann in sich. Sie hat sich als Übersetzerin von „Jesus Christ Superstar“ einen Namen gemacht und arbeitet seitdem mit Andrew Lloyd Webber eng zusammen. Derzeit schreibt sie den Text für ein Kindermusical, das 2009 auf die Bühne kommen soll, die Geschichte eines Sträflings, der für Kinder aber Jesu ist. Seit langem kennt man sie auch als Autorin für die Unterhaltungsbranche, sie hat u.a. Texte für Dalia Lavi, Katja Ebstein, Leonard Cohen und Udo Jürgens verfasst. Das Erbe ihres Großvaters zu verwalten, nimmt sie ernst, als „Pflicht, aber auch Freude“. Bei den Festspielen will sie jedes Hauptmann-Konzert besuchen.

Insgesamt werden an fünf Abenden die schriftstellerischen und persönlichen Facetten des Literatur-Nobelpreisträgers beleuchtet: Martina Gedeck blickt auf die Frauenfiguren in Hauptmanns Leben (22.06. Ulrichshusen), Peter Lohmeyer liest dessen berühmte Novelle „Bahnwärter Thiel“ (06.07. Putbus), Thomas Fritsch taucht in „Das Meerwunder“ ein (25.06. Kloster auf Hiddensee, 26.06. Binz) und Ilja Richter erzählt die ergreifende Geschichte „Fasching“ (08.08. Zingst).

Unterstützt wird diese Veranstaltungsreihe „Musik aus MV“ von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung. Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm von Rauch, der ebenfalls in Schwerin war, meint: „Solche hochklassigen kulturellen Höhepunkte fördern wir gern.“

Karten: 0385-591 85 85 oder www.festspiele-mv.de
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Segelohr
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Schönheits-OP für Hiddenseer West-Deich

Der Boddendeich zwischen Kloster und Vitte wird für eine halbe Million Euro verstärkt. Der West-Deich wird ausgebessert.

Die „Zitrone des Nordens“ stößt den Hiddenseern manchmal sauer auf. Und zwar dann, wenn sie auf dem West-Deich an der Ostsee zwischen Vitte und Kloster unterwegs sind. Kleine Asphaltpusteln lassen den Radfahrer im Sattel unfreiwillig auf und ab hopsen. „Das ist der Sanddorn“, weiß Dr. Christiane Wolff, Chefin der Insel-Information. Die Pflanze schiebt ihre Wurzeln unter die Asphaltschicht hindurch und bricht die Abdeckung der Deichkrone auf. „Wir haben schon versucht, den Sanddorn in Schach zu halten. Aber der hat einen langen Atem.“ Zusammen mit der Gemeinde will das Staatliche Amt für Umwelt und Natur (StAUN) jetzt Abhilfe schaffen. Im kommenden Monat solle das Ärgernis entschärft werden. „Wir werden das an einigen Stellen ausbessern. Die Blasen werden aufgeschnitten und mit Beton verfüllt“, kündigte StAUN-Dezernent Uwe Gens an. Dabei handelt es sich aber mehr um „Deichkronen-Kosmetik“. Denn als Bollwerk gegen Hochwasser funktioniert der Deich nach wie vor tadellos.
Um mehr als kosmetische Korrekturen geht es beim Deich auf der Boddenseite. „Den haben wir schon in den vergangenen Jahren auf zwei Abschnitten an der Außenböschung verbessert“, sagt Gens. In diesem Jahr soll das nun auch mit dem letzten fehlenden Stück kurz vor Kloster passieren. Dort wird der Rasen heruntergenommen und eine Mergelschicht aufgebracht. Der so verbreiterte Deich wird dann wieder begrünt.

Etwa eine halbe Million Euro wird dieses Vorhaben kosten. Davon werden die Hiddenseer vermutlich erst im nächsten Jahr so richtig etwas sehen. Aus finanziellen und organisatorischen Gründen soll nach der Hauptsaison mit den Vorarbeiten begonnen werden. „Da könnten wir dann schon den Boden anfahren und vielleicht die zwei Siele durch den Deich verlängern.“ Alles andere soll im nächsten Frühjahr passieren. „Wir können den Deich nicht im Winter aufmachen“, sagt Gens mit Blick auf drohendes Hochwasser.
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Strandläufer
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Oh ja. Da wird´s aber Zeit. Wenn da nicht bald was geschieht.... Ist aber auch nicht so schlimm, da sich der Sand inzwischen auf dem Weg so vermehrt hat, dass man die Pusteln nicht sieht. Auf dem Sand legen sich dann die ungeübten Radfahrer fast auf ´s Ei. Habe ich selbst ein paarmal erlebt. Was man auch gut sehen kann ist, dass viele Besucher über das Deckwerk zum Strand gehen. Schilder? Wer braucht die noch. Die dummen Ignoranten gibt es leider überall. Werden sie angesprochen, gucken sie nur blöde. Gruß SL
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Segelohr hat geschrieben:Auf Hiddensee vermisster Junge auf Rügen gefunden

Eine glückliche Familienzusammenführung gab es am Donnerstagabend in Schaprode auf der Insel Rügen. Dort hatte ein Mann am Strand einen zehnjährigen Jungen aus Niedersachsen aufgefunden, der seine Eltern suchte. Die Eltern hatten ihren Sohn bereits als vermisst gemeldet, allerdings auf der Insel Hiddensee. Das Kind hatte sich von den Eltern entfernt und war als „blinder Passagier“ nach Schaprode auf Rügen übergesetzt. An der Suche beteiligt waren mehrere Dutzend Polizeibeamte und Feuerwehrleute, zeitweise auch ein Polizeihubschrauber.
War ein ganz schönes Spektakel auf der Insel. Auch zu Wasser wurde nach dem Kind gesucht. Nachdem auf der Insel die Sirenen aktiviert wurden, waren die Feuerwehrleute der Insel gefragt. Gesucht wurde auch Richtung Leuchtturm. Laut "Inselfunk" der Hiddenseer hatte man den Kleinen dann in der Heide gefunden. Erst später stellte sich heraus, dass der Lütte wie oben beschrieben wieder zurück nach Schaprode schipperte.
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Segelohr
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Inselstille mit „Onkel Paul“

Im Kopf war es vor 25 Jahren schon fertig. Jetzt liegt es vor – Inselzeiten, das neue Buch von Holger Teschke und Karsten Bartel.

In der topographischen Karte des Landesvermessungsamtes Mecklenburg-Vorpommern liegt „die Hölle“ auf Jasmund im Rasterquadrat G 8 zwischen dem Klocker Ufer und Mukran. Holger Teschke hätte sie ein Stückchen südlicher eingezeichnet, da, wo das Binzer Kurhaus steht. Langweilige Sonntagnachmittage hat er dort verbracht, wenn seine Mutter ihn zum Tanztee mit den anderen Seefahrer-Frauen mitnahm. „Um Binz hat man doch als Jasmunder einen Bogen gemacht“, sagt der Sassnitzer. Neben ihm Karsten Bartel, in Lohme aufgewachsen, nickt still und zustimmend. Das größte Rügener Seebad ist denn auch in ihrem neuen Buch „Inselzeiten – Rügen und Hiddensee“ nur eine kleine Randnotiz.
Stattdessen wandern der Autor Teschke und der Fotograf Bartel mit dem Leser dorthin, wo sie selbst gern sind, wo ihre Erinnerung sie immer wieder hinführen, an Orte, die die Verfasser vieler anderer, beliebiger Rügen-Literatur mit dem Achtungszeichen „Geheimtipp“ versehen würden. Es sei nicht die Geschichte von Rügen und Hiddensee, die da erzählt werde, sondern viele kleine Geschichten, sagte Franziska Plötz, Leiterin des Hauptmann-Hauses auf Hiddensee, wo das neue Buch am Sonnabend zum ersten Mal vorgestellt wurde. Viele dieser Geschichtchen hat Holger Teschke mit „Onkel Paul“ und den anderen Verwandten erlebt, die in der Kinder- und Jugendzeit seine „Reiseführer“ waren.

Das Buch, sagt Teschke, sei im Kopf schon vor 25 Jahren fertig gewesen. „Ich hatte nur keinen Fotografen, mit dem man das umsetzen konnte.“ Wieder kam die Rügener Verwandtschaft zur Hilfe, diesmal Mutter Teschke. Die erinnerte ihren Sohn, der die Insel verlassen hatte, um als Dramaturg und Regisseur am Berliner Ensemble zu arbeiten und mittlerweile Schauspielregie und Theaterdramaturgie an einem amerikanischen College unterrichtet, regelmäßig mittels Kalender an seine Heimatinsel. „Dass man einen Monat lang auf ein Kalenderblatt guckt und einem das Bild immer noch etwas zu sagen hat, ist ungewöhnlich. Und ich wusste: Genau mit diesem Fotografen machst du das Buch.“ Es hatte Teschke mittlere Rückenschmerzen beschert, weil er über den Leuchttisch gebeugt tagelang aus tausenden Dias die richtigen für das Buch aussuchen sollte. „Und immer wenn ich eines hatte, sagte Karsten: Ich glaub, da hab ich noch ein besseres.“ Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist mittlerweile preisgekrönt. 2005 stellten sie ihr Buch „Rügen – Jahreszeiten einer Insel“ vor. Ein Jahr später gab es für den außergewöhnlichen Text-Bild-Band den Preis der Kulturstiftung Rügen.

Am Sonnabend haben Karsten Bartel und Holger Teschke die neue, erweiterte Auflage mit dem neuen Titel präsentiert. Aus dem Rügen-Buch ist ein Insel-Buch geworden, das sich in mehreren Abschnitten auch der kleinen Rügen-Schwester Hiddensee widmet. Nach Hiddensee, sagt Teschke, seien sie in seiner Jugendzeit immer nur dann gefahren, wenn man dem West-Besuch was zeigen wollte. Später bescherte ihm die Sparkasse dort das schönste Weihnachten, das er je erlebt hatte. Seine Mutter arbeitete bei dem Kreditinstitut. „Die hatten in Vitte eine Ferienwohnung, die zu Weihnachten und Silvester niemand mieten wollte.“ Teschke verlebte dort mit seiner Frau wunderbare Tage mit winterlicher Glockenromantik. Für die sorgten nicht die Pferdeschlitten oder Sternensinger, wie das Ehepaar Teschke am Fenster vermutete, sondern die Hiddenseer Kinder, die ihre Väter nach durchzechter Nacht auf den Rodelschlitten nach Hause holten.

Die Beziehung, die Teschke und Bartel mittlerweile zum „söten Länneken“ aufgebaut haben, basieren auf anderen Leidenschaften. Teschke lernte 2005 die Seebühne von Karl Huck und Wiebke Volksdorf kennen und führte seitdem in mehreren Stücken des kleinen Inseltheaters Regie. Karsten Bartel gehörte zu denen, die 1998 die Koggenreste vor Hiddensee bargen.

Die kleine, stille Insel passt wunderbar in das große, stille Buch, das von Teschkes munterem Erzähltalent und Karsten Bartels ruhigen, eindringlichen Bildern lebt. Nicht nur etwas für eingefleischte Insel-Freunde, sondern auch für Neu-Entdecker wie die Schauspielerin Corinna Harfouch, die eigens für die Präsentation am Sonnabend nach Kloster gekommen war und dort für eine doppelte Premiere sorgte: „Ich bin heute zum ersten Mal auf Hiddensee.“ Teschke/Bartel sei Dank.

Inselzeiten – Rügen und Hiddensee von Holger Teschke und Karsten Bartel, Kiepenheurer-Verlag, ISBN 978-3-378-01095-6

MAIK TRETTIN
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Segelohr
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Anfassen und ausprobieren

Zum zehnten Geburtstag gab es für das National- parkhaus auf Hiddensee eine neue Ausstellung mit Mitmach-Stationen.

Die Hiddenseer Grundschulkinder sitzen am Rand einer blauen Plane, die den Teich darstellen soll. In ihren grünen Kostümen spielen sie „Frosch-Schule“ und lernen gerade den ärgsten Feind der grünen Hüpfer, den Storch kennen. In Wirklichkeit droht den Fröschen und Kröten der Insel keine Gefahr durch Adebar. Den gibt es auf Hiddensee nämlich gar nicht. Das Wissen haben die Grundschüler den von ihnen gespielten Fröschen vor -aus. Dank ihrer Lehrer und dank des Nationalparkhauses, mit dem die Schule der Insel in der Umweltbildung seit Jahren eng zusammenarbeitet. Ganz klar, dass die Schüler am Mittwoch zum zehnten Geburtstag der Einrichtung mit einem Kulturprogramm gratulierten.
An den holprigen Start am 7. Juni 1997 kann sich Finanzministerin Sigrid Keler noch erinnern. Bei bestem Wetter hatte sie am Vormittag auf Hiddensee den Grundstein für das Nationalparkhaus gelegt. „Als ich am Nachmittag wieder im Büro war, erreichte mich die Nachricht, dass es noch gar keine Baugenehmigung für das Haus gab.“ Dafür aber zwei Tage später einen offiziellen Baustopp. Das Nationalparkhaus wurde am 27. Mai 1998 dann doch feierlich eingeweiht. Und Sigrid Keler fragt seitdem vor jeder Grundsteinlegung zu der sie reist, ob die Baugenehmigung schon da ist.

Mehrere hunderttausend Besucher haben seit der Eröffnung die im Nationalparkhaus gezeigte Ausstellung besucht. Die höchsten Besucherzahlen wurden im vergangenen Jahr mit gut 40 000 Gästen gezählt. Für die lohnt es sich, in diesem Jahr wieder reinzuschauen. Denn seit Mittwoch gibt es eine neue Ausstellung. Die hat die Göttinger Agentur „SigNatur“ zusammen mit den Mitarbeitern des Nationalparkamtes entwickelt. 42 000 Euro hat das gekostet; das meiste Geld haben die Besucher und Sponsoren beigesteuert, etwa 12 000 Euro kamen vom Land. Erweitert wurde die Exposition vor allem um so genannte Mitmach-Elemente, die Kinder aber auch Erwachsene ansprechen sollen. Da kann man in einem als Gemüsebeet gestalteten Kasten einen Hasen über das Beet hoppeln lassen. Steckt man die Pfoten des Holzhasen in eine Mulde, leuchtet die Erklärung zu dem entsprechenden Gemüse auf. An drei anderen mit Wasser, Laub oder Sand gefüllten Kästen können die Kinder durch Drehen nach der Kreuzkröte suchen. Dabei werden Informationen frei und der Ruf der Kröte ertönt.

Henrik und Falk stehen an einer runden Scheibe. Die beiden Hiddenseer sind zehn Jahre alt. Und sie sind beide Junior-Ranger. An der Scheibe wollen sie ihr Orientierungsvermögen mit dem der Zugvögel messen. Sie versuchen, den Pfeil auf der Oberseite ohne Hilfsmittel nach Norden auszurichten. „Na ja“, sagen sie etwas überrascht, als sie die Scheibe umdrehen und der zur Kontrolle gedachte Kompass zum Vorschein kommt. Mit ihrer Einordnung haben sie denn doch ein wenig danebengelegen.

Die Hiddenseer Schüler waren am Mittwoch die ersten, die die neue Ausstellung und ihr Wissen um die Natur der Insel testeten. Die Namen der gezeigten Vögel bekamen die kleinen Junior-Ranger zum Beispiel leicht zusammen. „Und solche Vögel haben wir auch schon gebastelt“, sagen sie und zeigen auf die Exponate an der Wand „Bewegung in der Vogelwelt“. Die Tier- und Pflanzenwelt ihrer Heimatinsel kennen sie nicht nur von den Bastelnachmittagen. „Wir haben auch schon kleine Bäume ausgerissen“, erzählt Falk von den Aktivitäten. Warum? „Na weil die sonst die Heide kaputt machen. Das wächst dann alles zu.“

MAIK TRETTIN
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Strandgut
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Da stellt sich wieder die Frage: Warum gibt es auf Hiddensee keine Störche? :?: :?: :?:
Diese Frage stelle ich mir schon seit ewigen Zeiten ;-) Hat da jemand ne Idee???
Sonnige Grüße
SG
Grüße aus dem Brandenburger Land
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Caty
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ich kann garnicht soviel lesen heute.... bin aufgekratzt ohne Ende :-) und morgen kauf ich mir eine zeitung jipihe jipieh...wie war das:

jippih......*vorfreuderumhüpp*


es hat geklappt!!....wie in jedem jahr werde ich auch in diesem wieder ein paar wochen auf der insel sein.....gut, es ist für meine verhältnisse etwas spät...aber im JUNI solls ja auch ganz schön dort sein....

also, insel....ich komme!!! *die letzten kröten zähl*

zappel zappel..... LG und bis bald.....
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Baltasar Gracian y Morales
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Segelohr
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Am Donnerstag kommt in der ARD, 20.15 Uhr ein Film mit Christine Neubauer und Jan Fedder, welcher auf Rügen gedreht wurde. Hier der Link dazu: http://programm.daserste.de/detail1.asp ... 41&ziel=27

Ich würde mir den Film gern ansehen, bin aber leider nicht zu Hause. Schaut jemand den Film und könnte ihn mir vielleicht aufnehmen und zuschicken, natürlich gegen Entgelt?

Gruß
Segelohr
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Moin,moin,
ich würde dir gerne helfen, aber leider keine Chance, denn ich habe nicht die Technik dazu. Schau mal in die PN, da steht ein Tipp. Ansonsten noch eine schöne Restwoche und sonnige Grüße aus dem Brandenburger Land
Grüße aus dem Brandenburger Land
SG

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Die Legenden über den Klosterschatz

Wie über jedes Kloster ranken sich auch um die Hinterlassenschaften des Hiddenseer Klosters geheimnisvolle Legenden über einen angeblichen Schatz. Die Gerüchte wurden vor allem dadurch genährt, weil das Mutterkloster Neuenkamp einst als sehr reich galt und andererseits die Mönche nach Auflösung des Klosters eilig die Insel verließen. Geweihte Kirchgefäße, wertvolle Kleinodien sowie Gold- und Silberschmuck sollen demnach auf Hiddensee verblieben sein. Der Legende nach soll zum Beispiel eine goldene Wiege mit zwölf goldenen Apostelfiguren im sogenannten Aschkolben, einem Hügel am Weg zum Klausner vergraben sein.

(Quelle: „Als die Mönche nach Hiddensee kamen“ von Inselpfarrer Manfred Domrös)
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Auf den Spuren der Insel-Mönche

Archäologen suchen nach den Resten des Klosters Hiddensee. Mit den Ausgrabungen soll im Herbst begonnen werden.

Als die ersten Mönche nach Hiddensee kamen, war das söte Länneken in seiner Ausdehnung noch kleiner als heute. Das Oberlandmassiv am Dornbusch war dicht bewaldet. In Grieben lebten etwa 50 Menschen in acht Häusern. Bei Vitte und im Inselsüden landeten einige Fischer ihre Fänge an. Unterlagen im Stralsunder Stadtarchiv belegen noch, dass südlich von Neuendorf 1302 eine kleine Seefahrer- und Inselpfarrkirche errichtet wurde. Von dieser sogenannten Luchte existieren heute nur noch Fundamentreste, die bei Niedrigwasser etwa 15 Meter vom Ufer entfernt zutage treten.
Nun wollen Wissenschaftler nach den Spuren der Mönche auf Hiddensee suchen. Ein Forscherteam der Universitäten Greifswald und Berlin startet im Herbst eine aufwändige Grabung in Kloster. In dem Ort, der seinen Namen dem vor knapp 700 Jahren errichteten Zisterzienser-Kloster verdankt, wollen die Archäologen nach den Resten der Klosteranlage suchen.

Denn auch der Sitz der Mönche ist längst verschwunden. Der Gebäudekomplex verfiel nach der Reformation und wurde im Dreißigjährigen Krieg völlig zerstört. Die Feld- und Backsteine wurden später für andere Bauten verwendet. An das eigentliche Kloster erinnern heute nur noch Reste des Klosterbrunnens und ein Klosterbogen am ehemaligen Eingangsbereich, der um 1750 aus alten Mauerresten nachgebaut wurde. Und in der heutigen Inselkirche, die 1332 als Bauernkirche außerhalb der Klosteranlage errichtet wurde, kann man noch eine Grabplatte des 1475 gestorbenen Abtes Johannes Runnenberg besichtigen.

Die Hiddenseer Mönche kamen seinerzeit aus dem Kloster Neuenkamp im heutigen Franzburg. Dem Orden hatte Fürst Wizlaw II. von Rügen im Jahre 1296 Land zur Gründung eines Tochterklosters geschenkt. Auf Hiddensee sollten die Mönche in Abgeschiedenheit und fern von jedem Prunk nach den Idealen der Zisterzienser in Bescheidenheit leben und die arme und als roh geltenden Inselbewohner zur christlichen Nächstenliebe bekehren.

Ursprünglich sollte das Kloster nach dem Schutzpatron der Seefahrer Nikolaikamp heißen, doch der Name setzte sich nicht durch. In den Mauern des 1298 errichteten Klosters waren zeitweise bis zu 30 Mönche untergebracht. Sie lebten vor allem vom Fischfang und Ackerbau. Im Jahre 1373 zerstörte ein Brand weite Teile der Anlage, die später wiederaufgebaut wurde. Insgesamt leiteten 23 Äbte das Kloster, das 1534 aufgelöst wurde.

Die Ausgrabung erfolgt in Kooperation mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege und der Archäologischen Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern und wird mit mehreren Tausend Euro vom Schweriner Kultusministerium gefördert. An den Grabungen sollen voraussichtlich auch Experten der russischen Akademie der Wissenschaften St. Petersburg teilnehmen. Die Ergebnisse sollen später mit Informationstafeln und Schauvitrinen im Inselmuseum den Touristen vorgestellt werden.

RALPH SOMMER
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