Neues aus der Ostsee - Zeitung

Allgemeiner Insel - Smalltalk
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Segelohr
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Meteorit vermutlich in Ostsee gestürzt

Experten rätseln weiter über kosmischen Besuch. Wahrscheinlich stammt er aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter.

Rostock (OZ) Ein greller Lichtblitz. Bläulich-grünliches Leuchten. Eine Druckwelle. Fernes Grollen. Die Erscheinungen, die am Samstag gegen 20 Uhr bei zehntausenden Menschen in ganz MV und darüber hinaus für Aufregung sorgten, gehen nach Ansicht von Experten auf einen Meteoriten zurück. Wetterleuchten oder Nordlicht seien auszuschließen. Gerätselt wird über die ursprüngliche Größe der sogenannten Feuerkugel: Maiskorngroße Meteoriten ziehen bereits kilometerlange Schweife hinter sich her, erklärt Tobias Rowf vom Vorstand der Greifswalder Sternwarte, der das Himmelsschauspiel selbst jedoch nicht gesehen hat. Die Stärke der Lichterscheinung weise darauf hin, dass der Körper mehr als zehn bis 20 Millimeter Durchmesser gehabt haben muss, schätzt Prof. Franz-Josef Lübken, Direktor des Leibniz-Institutes für Atmosphärenphysik in Kühlungsborn. Doch auch hier wurde das Phänomen weder beobachtet, noch ließ sich die sogenannte Ionisationsspur des Meteoriten per Radar nachweisen. Erreichten Reste des kosmischen Besuchers die Erdoberfläche? Wenn ja, seien sie vermutlich vor MV in die Ostsee gestürzt, meint Wilfried Tost vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin, das das sogenannte Europäische Feuerkugelnetzwerk betreibt. Der Meteorit, „wahrscheinlich ein Bruchstück eines Asteroiden aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter“, könnte ursprünglich so groß wie ein Basketball gewesen sein. Davon könne ein etwa „faustgroßes Stück übrigbleiben“. Täglich würden „einige Hundert Tonnen“ Material in die Atmosphäre eindringen, erklärt Lübken. Fast immer ohne Folgen. In Deutschland seien zuletzt 2002 Teile eines Feuerkugel-Meteoriten gefunden worden. Die zu entdecken sei allerdings sehr schwierig, so Tost. Sie seien „von Steinen kaum zu unterscheiden“. Deshalb stammen „5000 von weltweit insgesamt 25 000 Funden aus der Antarktis, wo die schwarzen Stücke auf dem Schnee besser zu erkennen sind“. Von der Feuerkugel am Samstag gibt es bisher nur ein Video aus Schweden und eine Aufnahme aus Holland. Tost hofft nun auf die Auswertung einer Kamera in Bielefeld. Das DLR betreibt 25 sogenannte All- Sky-Kameras, die nachts den Himmel aufnehmen. „Wir brauchen mindestens zwei Beobachtungen, um die Bahn zu berechnen.“ Ängste, getroffen zu werden, müsse man nicht haben, so Tost. Jedoch: Am 9. Oktober 1992 sollen Reste einer Feuerkugel im US-amerikanischen Staat New York ein geparktes Auto beschädigt haben. Und auch mindestens einen Todesfall habe es schon gegeben: vor 100 Jahren – eine Kuh in Ägypten.
THOMAS LUCZAK
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Segelohr
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Steinen auf der Spur: Meteoriten-Fieber am Ostseestrand

Koserow (OZ/löw) (OZ/löw) Die feurige Erscheinung über der Ostsee vom Wochenende hat an der Küste Meteoriten-Fieber ausgelöst. An den Stränden von MV suchten Neugierige gestern nach Stücken des Meteoriten, der laut Experten über dem Meer oder in dessen Nähe niedergegangen sein könnte.
Die erste vermeintliche Erfolgsmeldung kam am Vormittag aus Koserow auf Usedom: Hannelore Schmidt aus dem Insel-Seebad hatte in der Brandung einen faustgroßen, schwarzen, verbrannt riechenden Brocken gefunden. Sie brachte ihn in die Touristeninfo des Ortes, wo große Aufregung herrschte: „Was wäre das für eine Werbung, wenn der Meteorit bei uns gefunden wurde“, frohlockte Mitarbeiterin Martina Thömmes. Für zwei Stunden durften die Koserower träumen, doch dann musste Professor Karl- Heinz Henning, Meteoriten-Experte der Uni Greifswald, feststellen: „Es ist ein Schlacke- Klumpen.“ Zwar hätten Größe, Farbe und Schmelzkrusten für Laien die Vermutung zulassen können, dass es sich um außerirdische Materie handelt. Jedoch sei die Dichte des Stückes zu gering, in dem Brocken befänden sich zu viele Luftblasen und es fehlten strukturtypische Merkmale. Schade, fand der Fachmann. Denn sein großer Traum ist es, in seinem Forscherleben noch einen eigenen Meteoriten zu beschreiben. „Bislang ist für unser Bundesland ja noch kein Fund bekannt“, betonte Henning.

Die fieberhafte Suche geht damit weiter. Handelt es sich um ein kleines Stück mit besonderem Gemisch, kann der Meteorit sehr wertvoll sein. Prof. Henning zerstreut jedoch zu große Hoffnungen potenzieller Finder: „Die Variablen bei Abgangswinkel, Tempo und Masse des Meteoriten sind so groß, dass er genauso in der Ostsee wie in den Alpen liegen kann.“
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Inselfan
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Vielen Dank für die Berichtersstattung. das finde ich sehr nett, Segelohr.
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Caty
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Das stimmt. aber wo ist denn unsre Lütte, alles ok - Segelohr???? Warst ja recht lange nicht online, das ist irgendwie komisch, ich hoffe, es geht euch gut....
Ein schöner Rückzug ist ebenso viel wert als ein kühner Angriff
Baltasar Gracian y Morales
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magic
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auch ein grund um im forum zulesen. immer gute Berichte - thanks
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Segelohr
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Viel Beifall für Hiddensee-Sage

Prohn
Zauberhafte Premiere des kleinen Theaterstücks „Die Entstehung der Insel Hiddensee“ in der Prohner Schul-Aula. Die jungen Darsteller aus der fünften Klasse heimsten bei der Aufführung der Sage viel Beifall ein.
Erzähler Fiete Kuss nahm die kleinen und großen Zuhörer mit auf die Entstehungsreise. Richtig toll wirkten dabei die Kulissen, die die Schüler selbst gefertigt haben. Von ausrangierten Landkarten aus dem Geografie-Unterricht wurden die Rückseiten bemalt.

So entstanden im Nieparser Jugendhaus vier solcher Bilder und ein großer Karton, der als Pumpe bemalt wurde. „Das hat uns richtig Spaß gemacht“, erzählt die zehnjährige Laura Baumann, die gemeinsam mit sieben Mitschülerinnen in einer Woche die Hintergründe gestaltete.

Lampenfieber hatten die Darsteller natürlich. „Wir waren total aufgeregt“, sagt Lisa Neumann. Nach der zehn Minuten dauernden Aufführung war aber alles vergessen. Fast fehlerfrei ging das Stück über die Bühne.

Am 6. Februar ist es ab 14.30 Uhr noch einmal im Altenpleener Mehrgenerationenhaus zu sehen. „Aber auch für Dorffestivitäten lassen wir uns gern damit engagieren“, sagt Schulsozialarbeiterin Tordis Brandt. Sie war zusammen mit der Jugendarbeiterin und dem ehemaligen Deutschlehrer Manfred Dinse an dem Freizeitprojekt des Storchennest-Vereins beteiligt. I. ENGELBRECHT
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Segelohr
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Malkurs auf der Insel Hiddensee

Vom 17. Juli bis 24. Juli findet auf Hiddensee ein Malkurs mit dem Leiter Martin Ludwig statt. Die Teilnehmer haben dort die Möglichkeit, unter fachmännischer Anleitung eine Woche in den Techniken Acryl, Aquarell und Pastellkreide zu arbeiten. Das Material wird gestellt. Gemalt wird im Hotel „Heiderose“, gelegen zwischen Neuendorf und Vitte, sowie bei kleinen Ausflügen rund um die Insel.
Auch für Anfänger ist der Malkurs gut geeignet. Teilnehmen können maximal zehn. Ein Prospekt kann unter ☎ 0 92 61/5 13 61 oder www.galerie-ambiente.de. angefordert werden. Anmeldeschluss ist der 10. Februar.
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„Die Büchsel und der Haunschild“ im Pommernhus

Greifswald Schon zu Lebzeiten von Elisabeth Büchsel (1867- 1957) ahnten es die Kunstkenner: die Hiddenseer Inselmalerin wird ihren Platz in der Kunstgeschichte haben. Nicht weil sie auffallend Neues auf dem Gebiet der Malerei erfunden hätte. Da hatte sie dank der Ausbildung, die einer Frau seinerzeit nur zugänglich war, zwar das wohl höchste fachliche Niveau erreicht, doch was sie darüber hinaus auszeichnete, war die Ursprünglichkeit, mit der sie das einfache Leben der Fischer und Bauern auf der Insel nacherlebbar machte. So ist es verständlich, dass heute jedermann, der Bilder von dieser Künstlerin besitzt, sie mit besonderer Liebe und Sorgfalt hütet. Ein solcher ist der in Kloster auf Hiddensee lebende Maler Willi Berger. Es war ein bloßer Zufall, dass der Greifswalder Maler und künstlerische Leiter der Galerie „Pommernhus“, Helmut Maletzke, von diesen nie öffentlich gezeigten Schätzen erfuhr und seinen Kollegen dazu bewegen konnte, doch einen Teil davon einmal zu präsentieren. Dieses wird nun vom 4. Februar bis zum 1. März in den modernen großen Räumen des Pommernhus geschehen. Der Zufall wollte es, dass dem Haus fast gleichzeitig das Oeuvre eines Künstlers zur Ausstellung angeboten wurde, der zeitweise Schüler von Elisabeth Büchsel war: Will Haunschild (1911-1999). Die Eröffnung findet heute um 19 Uhr im Pommerhus statt.
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STRALSUND VOR 100 JAHREN

Die „Stralsundische Zeitung“ berichtete am 6. Februar 1909: „Eine schwere Fahrt unternahmen vorgestern 15 Hiddenseer Fischer, welche auf ihren Peekschlitten Fettkälber nach hier brachten. Trotz des bereits unsicher gewordenen Eises gelangten die Fischer, welche schon 1/2 6 Uhr früh aufgebrochen waren, mit ihrer schweren Ladung, jeder Schlitten war mit 6 - 7 Zentner belastet, gegen 1/2 10 Uhr glücklich hier an.“ Außerdem war von einem ausgeraubten Schaukasten der Firma Nehls & Teetz in der Ossenreyerstraße zu erfahren: „Dem Dieb fielen mehrere Anzugstoffe in die Hände.“
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Guten Tag, liebe Leser!

Eine Aktentasche sorgte in den letzten Tagen bei Horst Toschke für ein Wechselbad der Gefühle. Der Hiddenseer hatte sie am Montag letzter Woche nach einem Arztbesuch am Parkscheinautomaten auf dem Bergener Marktplatz abgestellt, den Schein gezogen und ins Auto gelegt – und die Tasche stehen lassen. Dass die für ihn wichtigen medizinischen Unterlagen fehlten, merkte er erst zu Hause auf dem söten Länneken. Dort meldeten sich bald auch die ehrlichen Finder, die versprachen, sie in ihrem Büro in Bergen aufzubewahren, bis er sie abholen käme. Vor lauter Freude über die Nachricht hatte Herr Toschke nur vergessen zu fragen, in welchem Büro die Tasche denn aufbewahrt würde. „Leider habe ich auch keine Telefonnummer von den netten Findern“, die nun sicher auf seinen Besuch warten. „Vielleicht würden sich die Anrufer ja noch einmal mit mir in Verbindung setzen“, hofft Horst Toschke, sie auf diesem Weg zu erreichen. Seine Rufnummer ist die 309 auf Hiddensee. Maik Trettin
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Pommernhus zeigt 46 Originale von Elisabeth Büchsel

Greifswald „Wenn man gefälscht wird, hat man es als Maler geschafft“, lautet ein etwas zynisches Sprichwort der Kunstvertriebsszene. Elisabeth Büchsels (1867-1957) Bilder werden mittlerweile kopiert und gefälscht. Im Pommernhus allerdings sind seit Mittwoch 46 Originale der Künstlerin zu sehen, die in einem Atemzug mit Paula Modersohn-Becker und anderen exzellenten Malerinnen genannt wird. Möglich wurde die Aufsehen erregende Schau, die schon zur Eröffnung einen wahren Ansturm erlebte, durch den Nestor der Hiddenseer Malszene, Willi Berger. Berger verwaltet das malerische Hauptwerk der mittlerweile international hoch geschätzten Heimat- und Naturmalerin Elisabeth Büchsel, katalogisiert es und bereitet es für eine Dauerausstellungen vor, die auf der Litzenburg von Hiddensee bald ihre Heimstadt finden könnte. In Greifswald sind die Bilder der Büchsel noch bis zum 3. März zu sehen. Die Faszination ihrer Bilder und Zeichnungen, zumeist Landschaftsmalerei und Portraits, liegt in der Glaubwürdigkeit und künstlerischen Authenzität von Handwerk und Aussage. „Hid-denseer Kinder beim Lesen“ sind für Schnellgucker vielleicht Kitsch, in Wirklichkeit jedoch eine ungeschminkte künstlerische Aussage damaliger Befindlichkeiten. Malerische Zusätze oder Verdichtungen, wie sie die Kunst heute braucht, um bestehen zu können, spielen bei Elisabeth Büchsel keine Rolle. Der Grund der Begeisterung für ihren Malduktus liegt in der Einfachheit und der soliden handwerklichen Ausführung. Durch Elisabeth Büchsels Pinselstrich wird aus der fotografisch dargestellten Landschaft oder dem Porträt ein wahres Kunstobjekt, ein optischer Gegenstand, von dem man nicht betrogen wird. Elisabeth Büchsel, Tochter eines Buchhändlers aus Stralsund und in Paris Studienkollegin vom Paula Modersohn-Becker, war zu Lebzeiten auf Hiddensee eine ganz normale Person. Viele Insulaner, denen die Bewohnerin der „Blauen Scheune“ die Kosten für Unterkunft und Essen in Form von Bildern und Zeichnungen beglich, schätzen sich heute froh, eine „echte Büchsel“ in ihrem Wohnzimmer hängen zu haben. Heute ist Elisabeth Büchsel so berühmt, dass viele Besucher der Vernissage im Pommernhus lange Wege in Kauf nahmen, um ihre Bilder zu sehen.
Gleich anspruchsvoll im Duktus präsentiert der Pommersche Künstlerbund neben den 46 Büchsel-Originalen 51 Aquarell-, Pastell- und Ölbilder des wie Büchsel auf Hiddensee wirkenden Malers Will Haunschild. H. J. SCHUMACHER
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Segelohr
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Der braune Pastor von Hiddensee

Arnold Gustavs setzte sich als Pfarrer für die Nationalsozialisten ein und betrieb in Schweden Hitler-Propaganda. Sein Enkel Owe Gustavs veröffentlichte die Aufzeichnungen.

Selten versuchen Söhne oder Enkel, dunkle Kapitel ihrer Familiengeschichte zu beleuchten, schonungslos gegenüber den Vorfahren. Erst recht nicht, wenn jene mitschuldig wurden in Zeiten, die von Menschenverachtung und Führerkult geprägt waren. Dr. Owe Gustavs auf der Insel Hiddensee jedoch hat das Kreuz auf sich genommen. Er hat sich sogar als „Nestbeschmutzer“ bezeichnen lassen müssen. Da hatte er gerade auf dem Dachboden des Hauses, in das er Anfang der 1990er Jahre eingezogen war, einen besonderen Fund gemacht. Die Aufzeichnungen des langjährigen Inselpastors Arnold Gustavs, seines Großvaters, aus dessen Amtstätigkeit von 1903 bis 1948. „Solch ein geschlossener Pfarrernachlass, mit Predigten, eigenen Zeitungsartikeln und Briefen, ist für diesen Zeitraum selten“, stellt Owe Gustavs fest. Und erschrak dann angesichts der Aussagen vieler Dokumente. Er musste feststellen, dass dieser „biedere, fromme und in vieler Hinsicht verdienstvolle Mann“ mit den Nationalsozialisten sympathisiert und den NS-Staat nicht nur auf Hiddensee, sondern auch im Ausland – in Schweden – unterstützt hatte. Schon am 1. Mai 1932 hatte Arnold Gustavs in der „Rügenschen Zeitung“ geschrieben: „Man schaut aus nach einem Mann, der uns aus dem politischen und wirtschaftlichen Elend heraushilft. . .“ Während einer von ihm in NS-Manier in der Kirche inszenierten „Sonnwendfeier“ brachte der Hiddenseer Pfarrer den Gläubigen – „von dem Schulkind bis zum Sturmabteilungsmann“ – den „Volkskanzler Adolf Hitler“ nahe, indem er eine fromme Geschichte über ihn erzählte. In Schweden warb Arnold Gustavs für den deutschen Nationalsozialismus: „In der Debatte kamen besonders die ’Judenverfolgungen’ zur Sprache. Ich konnte da die Übertreibungen berichtigen, die hierüber in der schwedischen Presse stehen, und habe sehr ernst darauf hingewiesen, dass Deutschland in bitterer Notwehr handeln musste, wenn die Deutsche Art und das Deutsche Wesen . . . bewahrt bleiben sollte. . .“, berichtete der NS-Propagandist am 18. Oktober 1934 an das Kirchliche Außenamt in Berlin. Die schwedische Presse bezeichnete er als „jüdisch verhetzt“. „Wie war das möglich? Und wie konnte die nationalsozialistische Vergangenheit eines Pfarrers, der öffentlich gewirkt hat, völlig in ’Vergessenheit’ geraten und über ein halbes Jahrhundert verborgen bleiben?“, fragte sich Owe Gustavs. Und entschied sich, die Dokumente in einem kommentierten Band der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit 2007/8 liegt das sorgfältig recherchierte, 459

Seiten starke Buch vor und sorgt seitdem für erhebliche Unruhe. Und zwar nicht nur auf dem „söten Länneken“, wie Hiddensee gern genannt wird, sondern über die Insel hinaus. Der Autor dazu: „Ich wollte eine öffentliche Diskussion anstoßen. Die fatale Rolle der pommerschen Kirche in der NS-Zeit wird noch immer verharmlost. Dabei hat sich der weit überwiegende Teil der evangelischen Pfarrer – gerade auch in Vorpommern – freiwillig mit den Nationalsozialisten arrangiert.“ In dieser Hinsicht sei sein Großvater typisch gewesen. Deshalb gewähren diese authentischen Texte nach Owe Gustavs’ Auffassung auch repräsentative Einblicke in das damalige Verhältnis der evangelischen Kirche zum nationalsozialistischen Regime. „An dieser Fallstudie lassen sich die Mechanismen der Kollaboration studieren. Kirchenleute haben Hand in Hand mit dem Regime gearbeitet.“ Es ginge nicht an, dass die Kirche heute stellvertretend für jene Zeit bevorzugt einige wenige „Lichtgestalten“ vor sich her trägt – wie etwa den von den Nazis verfolgten Theologen Martin Niemöller (1892 – 1984) oder den ermordeten Pastor Dietrich Bonhöffer (1906 – 1945) von der oppositionellen „Bekennenden Kirche“. Selbst diese Gruppierung werde überbewertet und sei keinesfalls durchgängig als antifaschistisch einzustufen.

Um die Auseinandersetzung zu befördern, kommentiert Owe Gustavs die Dokumente nicht selten mit polemischem Unterton. Schon sechsmal hat er in Vitte auf Hiddensee aus seiner Dokumentation „Reichsgottesdienst“ gelesen. Die Zuhörer hätten am Ende stets rege gefragt und debattiert, berichtet der Autor. Ein Hiddenseer habe gelobt: „Du hest ’n gaudet Bauk schräben!“ Enttäuscht haben Owe Gustavs jedoch die Reaktionen der Hiddenseer Kirchenvertreter. Diese hatten ihm schon bei den Recherchen über 14 Monate lang den Zugang zur Kirchenchronik verwehrt, teilt er mit. Und nach Erscheinen des Buches habe sich seiner Kenntnis nach niemand aus dem Gemeindekirchenrat der Insel öffentlich dazu geäußert. Am 9. Juli 2007 – nach Erscheinen des Buches – stellte Gustavs erneut einen Nutzungsantrag für die Hiddenseer Kirchenchronik, um besonders die Zeit vor 1933 aufzuarbeiten, doch die Einsichtnahme wird dem Aufklärer vom Gemeindekirchenrat bis heute verweigert! Auf Anfrage teilt der seit letztem Oktober amtierende Pastor Dr. Konrad Glöckner mit, sich für Owe Gustavs Antrag einsetzen zu wollen: „Wir haben doch keine Zensur mehr!“ Weht bald frischerer Wind auf der Insel? Glöckner sagt: „Wo Fehler gemacht wurden, muss auch genügend Mut zu Selbstkritik und Offenheit sein.“ Owe Gustavs wohnt in Kloster in dem Haus, in dem einst sein Großvater lebte, auf der Insel, auf der viele Einheimische den Pastor noch immer schätzen – auch als einen rührigen Insulaner, der sich für Wirtschaft und Tourismus engagierte und das bis heute gern gelesene Buch „Die Insel Hiddensee“ verfasste. Owe Gustavs wird dieses Buch übrigens noch in diesem Jahr neu herausgeben.

Natürlich kam auch bei Arnold Gustavs die Ernüchterung. 1945 schreibt er in die Hiddenseer Kirchenchronik: „Gottlob ist . . . die Tyrannei Hitlers gebrochen, der in seinem Größenwahn trachtete, sich Gott gleich zu machen.“ – Doch noch 1936 hatte er gepredigt, der Gruß â€žHeil Hitler!“ sei „im tiefsten Sinne ein Gebet für den Führer“.

Owe Gustavs: Reichsgottesdienst auf Hiddensee 1933-1945. Eine Dokumentation. Edition Andreae Hiddensee, ISBN 978-3-939804-41-3; 29,80 Euro

GERD RICHARDT
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Schwarzer Nebel

die reaktionen auf diese (eigentlich nicht neuen) erkenntnisse waren doch vorauszusehen.
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Inselsonne
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Nicht gut

Vom sohn war es nicht richtig so was in der zeitung zu setzen.
Früher haben alle geglaubt wie er.
und später sind da hinter gekommen was das für eine schlimme zeit war.
Brauner pastor wahr und bleibt ein guter Pastor Da halten wir alle zu sammen.
Es dauert 1 Minute jemanden interessant zu finden, 1 Stunde jemanden zu mögen, 1 Tag um jemanden zu lieben, aber es dauert ein ganzes Leben jemanden zu vergessen...!
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Junge rettet kraftlosen Steinadler

Hiddensee Das „Rügensche Kreis- und Anzeigeblatt“ schrieb in seiner Ausgabe vom 10. Februar 1909: „Ein Steinadler, ein sehr seltener Gast unserer Gegenden, wurde vor einigen Wochen von einem Jungen auf dem Eise zwischen Ummanz und dem Festlande von Rügen gefunden. Derselbe war vollständig entkräftet und ließ sich von dem Knaben willenlos fortschleppen. Jetzt befindet er sich in dem Besitz des Herrn Gastwirts Freese in Vitte/Hiddensee. Das Tier nimmt, wenn es unbeobachtet weiß, von dem ihm hingeworfenen Aas und hat sich schon merklich erholt, so daß man ihn durchzubringen hofft. Es ist ein ziemlich großer Vogel mit 215 Zentimeter Flügelspannung.“
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