Einsteins Hiddensee

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Einsteins Hiddensee

Einsteins Hiddensee

Zugegeben: man weiß sehr wenig über die Besuche Einsteins auf Hiddensee. Es gab sie aber. „Vermutlich regelmäßig bis Ende der zwanziger Jahre.“ Man kann es bei Arne Gustavs im Greifswald-Stralsunder Jahrbuch von 1966 nachlesen. Er konnte noch Zeitzeugen befragen, so Irene von Sydow und Minna Mann aus Kloster, in deren Häusern Einstein logierte. Der erste Besuch fand vermutlich 1919 statt, mit seiner Frau Elsa und den beiden Stieftöchtern, Ilse und Margot. Einsteins wohnten zunächst bei Frau von Sydow im „Haus am Meer“ (später Vogelwarte), einer über der Ortschaft Kloster gelegenen Pension. In den darauf folgenden Jahren wurden im Hause des Schmiedemeisters Mann Zimmer geordert, der – das ist verbürgt – auch seinen berühmten Namensvetter Thomas Mann schon einmal beherbergte. Einstein, anders als Thomas Mann, genoss das spartanische Anonymseinkönnen auf dem „söten Länneken“. Der Herr Professor hätte mit seinem abgetragenen Mantel und der unbändigen Lockenmähne durchaus den Eindruck einer armen Künstlerexistenz abgeben können, von denen es im Sommer etliche auf Hiddensee gab. Gustavs: „Er fühlte sich auf dieser Insel, wo auf Äußerlichkeiten sehr wenig geachtet wurde, offenbar sehr wohl, und die unbefangene Lebensart wird seinem Wesen am meisten entsprochen haben.“ Einstein konnte hier entspannen, auch Nachstellungen der Berliner Klatschjournaille entfliehen. Auf Hiddensee vermutete niemand in ihm den Gelehrten von Weltruf. Geistiger Mittelpunkt der Insel war sowieso Hauptmann. Er wollte wie kaum ein anderer bemerkt werden und gab sich auch so. Wenn Hauptmann seine berühmten Tafelrunden in der „Lietzenburg“, im „Haus am Meer“ oder ab 1926 in seinem „Haus Seedorn“ gab, fanden sich dort Repräsentanten nahezu aller Geistesrichtungen ein; gelegentlich auch Einstein.

Mit Hiddensee hat Einstein nie gebrochen. Grüße erreichten in Kloster Verbliebene noch nach Jahrzehnten. Gästebücher, die Aufenthalte Einsteins auf Hiddensee belegen könnten, gab es nicht. Oder durfte es sie nicht (mehr) geben? Einstein war zwar Nobelpreisträger, aber jüdischer Herkunft! Minna Mann: „Hätte ich gewußt, daß Einstein so berühmt war, dann hätte ich mir mal einen Brief von ihm aufgehoben.“

ARTus

Quelle: Ostsee-Zeitung.de
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Ausgabe: 11. März 2006
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