Hiddenseer wollen Bauen ordnen

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Hiddenseer wollen Bauen ordnen

Hiddenseer wollen Bauen ordnen

Mit einem Rahmenplan wollen die Hiddenseer endlich festlegen, wie sie sich die Bebauung der Insel in Zukunft vorstellen.

Hiddensee
Christian Siebler fehlen 50 Quadratmeter zum Glück. Der Hiddenseer wohnt im Haus seiner Mutter in Neuendorf. Er hat hier Arbeit beim Zweckverband, möchte auf der Insel bleiben und mit seiner Freundin eine Familie gründen. Das mütterliche Haus soll dazu um 50 Quadratmeter erweitert, ein Anbau samt Schuppen zur Wohnung für die jungen Leute ausgebaut werden. „Aber da führt seit Jahren kein Weg rein“, klagte der Neuendorfer dem Bau- und Arbeitsminister Helmut Holter am Mittwochabend sein Leid.

Holter und Landrätin Kerstin Kassner waren zusammen mit Mitarbeitern aus ihren Verwaltungen, aus dem Umweltministerium sowie aus dem Amt Südwest-Rügen nach Neuendorf gekommen, um über das Bauen zu sprechen. Dort im Süden der Insel war der Widerstand gegen das Aufstellen von Bebauungsplänen für die Orte Kloster, Vitte und Neuendorf am heftigsten gewesen; die Gemeindevertretung hatte die Aufstellungsbeschlüsse schließlich nicht gefasst. Zum einen sollten die Neuendorfer nicht an der Abstimmung in der Gemeindevertretung teilnehmen dürfen, weil sie als Grundstückseigentümer allesamt als befangen gelten. Für Vitte und Kloster hatte das Amt dieses Problem durch die Aufteilung in zwei B-Plan-Bereiche gelöst. Außerdem weiß niemand, wer diese Bebauungspläne bezahlen soll. Und vor allem fürchten die Neuendorfer um ihr Ortsbild. „Papageienviertel“ nennen sie spöttisch die Auswüchse des Bauens im Nachbarort Vitte. Die Übernachtungskapazitäten hätten sich innerhalb von zehn Jahren verdoppelt; seit zwei Jahren werde das Überangebot gar nicht mehr ausgeschöpft. So etwas, sagte am Mittwoch der jahrelange Gemeindevertretervorsteher von Hiddensee, Dr. Egon Schlieker, wolle man in Neuendorf nicht. „Wir müssen auf Hiddensee den natürlich Zustand erhalten, um für die Gäste etwas Besonderes zu sein.“

Als vor etwa vier Jahren das Umdenken begann, benutzten die Hiddenseer einen Trick, um weiteres Bauen zu verhindern: die Wasserknappheit. Doch viele potenzielle Bauherren klagen seit Jahren gegen die Ablehnung ihrer Bescheide. Irgendwann, ist sich Günter Leymann aus dem Schweriner Umweltministerium sicher, wird ein Gericht dieser Argumentation nicht mehr folgen. Was zähle, sei allein eine verbindliche Bauleitplanung. „Auch wenn da drin steht: ,Hier soll überhaupt nicht mehr gebaut werden'.“ Wichtig sei nur, ergänzte Helmut Holter, dass sich Hiddensee endlich positioniere, sich in dem festgefahrenen Baustreit etwas bewege. Denn wie im Falle von Christian Siebler stehen sich die Insulaner mit der gegenwärtigen Verfahrensweise selbst im Weg. „Das Argument Wasser begrenzt das Bauen, schließt

aber auch gewollte Vorhaben aus“, formulierte es Egon Schlieker. Was gewollt ist, werden die Hiddenseer vermutlich in einem so genannten Rahmenplan formulieren. Ein entsprechender Beschluss soll in der Gemeindevertretung verabschiedet werden. Ihre Bereitschaft signalisierten am Mittwoch auch die Neuendorfer. Das Planungsbüro, das für die Gemeinde die dann folgende kostenpflichtige Bauleitplanung erarbeiten will, hat den Rahmenplan sozusagen als Gratis-Bonbon dazugegeben. Weil nicht nur Wasser, sondern auch Geld knapp ist, kann ein entsprechender Auftrag aber frühestens im nächsten Jahr ausgelöst werden. Sollten in den B-Plangebieten Arbeitsplätze entstehen, hält Holter auch eine Förderung der Planung für möglich.

MAIK TRETTIN

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Landrätin Kerstin Kassner und Minister Helmut Holter mit Egon Schliecker in Neuendorf. Sie haben Bewegung in den Streit um das Bauen auf Hiddensee gebracht.

OZ-Foto: M. T.
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Quelle: Ostsee-Zeitung.de
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Ausgabe: 21. Oktober 2005